Als der gefeierte Schriftsteller Gerald Candless stirbt,
verliert die Welt einen Meister der Worte, die Töchter verlieren den abgöttisch
verehrten Vater, seine Frau muss den Mann entbehren, um den bislang ihr Leben
kreiste. Während die Töchter Sarah und
Hope zerstört sind, blüht die Witwe Ursula auf und lernt in winzigen Schritten,
die Hölle ihrer Ehe hinter sich zu lassen. Doch Sarah nimmt den Auftrag an, eine
Biografie über ihren Vater zu schreiben, und setzt damit ungewollt
einen Prozess in Gang, an dessen Ende die drei Frauen der Familie sich mit
schockierenden Enthüllungen auseinandersetzen und ihr Weltbild neu ordnen
müssen.
Barbara Vine ist
das Pseudonym, unter dem die berühmte Kriminalautorin Ruth Rendell psychologische
Spannungsromane schreibt. In Der
schwarze Falter steht ganz konsequent auch nicht die Aufklärung eines
Mordes im Mittelpunkt, sondern der schmerzhafte Prozess der Erkenntnis, das
jeder Mensch ein Geheimnis zu verbergen hat. Das mag banal klingen, wird von
der Autorin jedoch detailliert und plausibel geschildert. Jede Figur bekommt
Raum, die Perspektiven wechseln, um sich zu einem schlüssigen Gesamtbild zu
vereinen.
Das schändliche Geheimnis des Schriftstellers mag uns aufgeklärten
und toleranten Menschen heutzutage wenig dramatisch erscheinen, doch die
Konsequenz, die es besonders auf Geralds Frau Ursula hat, wird bedrückend
geschildert. Ihren Kindern entfremdet, degradiert zur Managerin des Haushalts
und zur offiziellen Frau an seiner Seite, ist Ursula nicht mehr als eine
Schaufensterpuppe für den Schriftsteller, der auch noch lange nach seinem Tod im Hause Candless herrscht.
Unblutig, nach Innen gerichtet und dabei äußerst kurzweilig:
Der schwarze Falter ist ein guter
Tipp für diejenigen, die Elizabeth George früher einmal mochten, bevor sie zu
redselig wurde.
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